18. August 2021
Eine Minute nach ihrer Abfahrt kam der FAZ-Journalist an und wir hätten so tun können, als wären wir nur so und nicht anders unterwegs gewesen. Trotzdem erzählten wir ihm die Geschichte der letzten drei Tag, Ehrlichkeit währt am längsten und so hatten wir ein schnelles, regnerisches, aber effektives Shooting.
Ein weiterer Termin holte uns früh aus den Federn. Ein FAZ-Journalist wollte uns bei Teldau treffen, da dies der nächste Ort seines Einzugsgebiets war. Win und Lin hatten auch diesmal schon für die Verpflegung gesorgt und wir fragten uns, wie viel Schlaf die beiden überhaupt in der Zeit abbekommen hatten, während wir bei ihnen waren. Auch Remo stand schon fahrbereit auf der Matte. Nach einem schnellen Frühstück verstauten wir hoffentlich zum letzten Mal die Sachen auf dem Anhänger und fuhren los. Unterwegs meldete sich der Reporter von der FAZ und aufgrund von Zeitdruck seinerseits vereinbarten wir dann doch einen Ort in der Mitte. Der neue Treffpunkt sollte Dömitz auf dem Deich sein. Remo drückte noch mal ordentlich auf die Tube und ich versuchte während der Fahrt noch den gestrigen Tag zu rekapitulieren, was leider nicht recht klappen wollte. Wir erreichten zuerst den Treffpunkt, luden in Windeseile alles ab und beluden das Tastdem zur Weiterfahrt. In Rekordzeit war alles fertig und wir verabschiedeten uns von den unglaublich lieben Dreien.
Von Dömitz nach Hitzeacker
Bei eigentlich perfektem Reisewetter, bewölkt, Temperaturen von 18 Grad und leichtem Wind von vorn, kamen wir gut voran. Wir versuchten es noch einmal mit einem Drohnenflug, um schöne Bilder einzufangen und kamen gegen Mittag in Hitzeacker an. Dort kannten wir uns ganz gut aus, da wir uns in dem Ort vor drei Jahren in einer Ferienwohnung eingesperrt hatten, um ein Kindermusical zu schreiben. Wir bauten den Hänger von der kompakten Schnellversion zur mobilen Bühne um und fuhren so durch das wunderschöne Städtchen. Wir hatten Heißhunger auf Nudeln und steuerten den einzigen Italiener des Ortes an. Dort angekommen fuhren wir musizierend an den Gästen vorbei und bevor wir halten konnten, kam der Inhaber erbost ans Fenster, brüllte etwas heraus, was nicht zu verstehen war. Wir stellten schon alles ab, um uns zu setzten, da kam er heraus und machte uns unhöflich zu verstehen, dass das hier keine Straße sei und wir hier verschwinden sollten. Ok, krass!!! Diese Sorte von Menschen gehört dann eben auch irgendwie zum Leben dazu, auch wenn sie zum Glück nur einen kleinen Prozentsatz ausmachen. Also, die eigene Würde bewahren, auf Nudeln verzichten und unser Geld woanders ausgeben, wo wir erwünscht sind und mit einem guten Gefühl essen können.
Eine Pizza befriedigte dann auch ganz gut unseren Hunger und ich zog mich für eine halbe Stunde auf die Toilette zurück, da ich dort wenigsten mal die Ruhe fand, den gestrigen Blogbeitrag etwas weiterzuschreiten. Andreas versuchte mich derweil mit Stücken rauszulocken, die wir normalerweise vierhändig spielen.
Wieder draußen gab es ein überraschendes Wiedersehen mit Silke, einer Tanzlehrerin aus Halle, für die ich vor vielen Jahren ein Tanztheaterstück musikalisch begleitet hatte. Auch sie ist zum Glück ganz gut durch die Coronazeit gekommen und gibt nicht auf. Während ich mit Silke schnatterte, improvisierte Andreas mit einer sehr alternativ aussehenden Frau, die uns überredete auf unserem Weg Richtung Lüneburg bei ihr zu halten und ihrer Freundin ein Geburtstagsständchen zu spielen. Da es wirklich auf dem Weg lag und sie uns zwar kein Bier oder Schnaps wie in Tschechien anbieten könne, dafür aber Brennnesselsmoothie, beschlossen wir, zuzusagen. Das klang einfach zu verrückt, um es auszuschlagen. Eine Stunde später waren wir in Göhrde und führen spielend auf den Hof, wo wir schon freudig erwartet wurden, vom Hund mal abgesehen. Dem waren wir anfangs etwas suspekt. Natürlich spielten wir für das Geburtstagskind, bekamen wirklich den versprochenen Smoothie, der super lecker schmeckte und improvisierten zusammen mit den lieben Leuten, die noch eine Geige und zwei Gitarren dazu holten. Eine der Frauen sang noch zwei eigene Lieder, die mir ausgesprochen gut gefielen. Eins davon war ein wunderbares Lied, das alles Gute und Positive aufzählte, das man in sich hat und einen zum glücklichen Menschen machen kann. Ein perfektes Kinderschlaflied oder eben Geburtstagslied. So schön, dass ich es unbedingt lernen möchte.
Wir mussten aufpassen, nicht die Zeit zu vergessen, denn wir hatten noch ein ziemlich großes Stück Weg vor uns und radelten wieder weiter. Weg von entspannter Atmosphäre, der Aussicht auf ein Lagerfeuer und mehr Brennnesselsmoothie.
Wirklich wahr, das Wendland ist landschaftlich ein wahrer Traum. So viele niedliche und süße Dörfer mit alten, gut gepflegten Fachwerkhäusern und vielen alten Laubbäumen, die wie gute Wächter überall am Wegrand stehen. Dann die gut ausgebauten Fahrradwege und, naja, die tolle Hügellandschaft, die zwar optisch wunderschön aussieht, mit zweihundertfünfzig Kilogramm an der Kupplung aber durchaus sehr herausfordernd sein kann. Wir ließen aber nicht locker und bissen uns bis zehn Kilometer vor Lüneburg durch, wo wir mit schmerzendem Gesäß zwischen zwei Maisfeldern unsere Zelte aufschlugen und augenblicklich einschliefen.
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