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Ich saß also vorne, Nico hinter mir und Andreas auf dem Fahrrad von Nico

Die ersten fünfzig Kilometer liegen hinter uns mit allem Sack und Pack!

07. August 2021

Hier starteten wir heute. Das Schloss von Mêlník

06.08.21 um 00:19: Wir liegen endlich in unseren Zelten, draußen tröpfeln die letzten Regentropfen noch vom Laub der Bäume und mein Po tut ziemlich weh. Endlich ein wenig Zeit euch von den heutigen Geschehnissen zu berichten.

Nach dem wir unseren Schlafplatz doch etwas spät erst verlassen hatten, fuhren wir in Richtung Mêlník. Ich glaube die Bergwanderung mit unserem Tandem am Vortag, bei Temperaturen teilweise im einstelligen Bereich in Kombination mit Dauerregen hatte uns ziemlich geschlaucht und unsere Körper holten sich, was sie brauchten, um nicht krank zu werden. So war es schon 12:30 Uhr als wir den schönen ruhigen Platz mit unzähligen Schmetterlingen verließen und beschlossen, dem Smetana-Denkmal in Dušníky einen Besuch abzustatten, um gleich dort mit der Tour zu starten.

Wir mussten aufpassen keinen Schmetterling im Auto mitzunehmen

Auf dem Weg dort hin setzte Starkregen ein, dabei hatte der Tag so sonnig und herrlich warm begonnen mit unzähligen Schmetterlingen, dir wir nur mit Mühe davon abhalten konnten mit uns mitzukommen. Endlich in Dušníky angekommen mussten wir feststellen, dass wir im falschen Ort waren, und wir waren zutiefst niedergeschmettert.
Noch zum richtigen Ort fahren? Nein, uns rennt die Zeit davon, denn komme was wolle, wir würden heute noch sechzig Kilometer weit fahren. Also fuhren wir direkt nach Mêlník, so wie zuerst geplant und luden dort aus, als auch schon der erste Schauer niederging, der uns erst einmal stoppte. Alles zog sich etwas in die Länge, da es jetzt ja endlich wirklich ernst wurde, quasi dann wirklich kein Zurück mehr gab und wir darauf bedacht waren, alles gut zu verstauen. Wir reparierten noch die Klavierinnenbeläuchtung, was vorher nicht möglich war, weil die Bauer des Lastenrades das Klavier bis zum letzten Tag gebraucht hatten.

Dann hatten wir es endlich geschafft. Alles war an seinem Platz und regendicht und gut verstaut. Wir wollten nur noch eine kleine Drohnenaufnahme machen, als eine graue Wand aus Regen auf uns zurollte. Wirklich wahr, man sah die den Regen richtig auf uns zukommen. Wir flüchteten uns und das Tastdem schnell unter die Brücke an der wir alles ausgeladen hatten und dann ging ein Regenguss nieder, das war schon beeindruckend und wir waren froh, noch nicht losgefahren zu sein.

Flucht unter die Brücke vor einem Gewalten Wolkenbruch kurz vor dem Start

Da wir ja sowieso gerade nicht los konnten und dieses Rauschen und Plätschern eine wunderschöne Kulisse ergab, beschlossen wir, hier und jetzt unser erstes Naturkonzert zu geben und für euch ein paar Aufnahmen zu machen, da leider das Streamen erst in Deutschland möglich sein wird. Ein anderer Radfahrer war auch da und war so lieb auch ein wenig mit der Kamera herumzugehen. Es war ehrlich gesagt ein berauschendes Erlebnis. Wirklich, es war ein sehr poetischer Moment.

[ V I D E O ]

So weit ist es schon: wir spielen in Tschechien unter der Brücke im Regen

Es regnete eine geschlagene Stunde durch, dann sollte es aber wirklich losgehen. Ich parkte noch mein Auto an einer mir vertrauenswürdiger wirkenden Stelle, denn es wird voraussichtlich erst in zwei Tagen von einem Freund dort abgeholt, der uns mit dem Rennrad entgegen fahren will. In der Zwischzeit kamen wir mit Nico aus Wien ins Gespräch, dessen Endziel Hamburg sein soll und der große Lust hatte, trotz fortgeschrittener Stunde, mit uns auf das Tastdem zu steigen und uns eine Wegstrecke zu begleiten. So fuhren wir dann endlich um 19:30 Uhr los und waren nach ein paar Kilometern erstaunt, wie gut die Radwege hier ausgebaut sind und vor allem gut ausgeschildert. Wir genossen den herrlichen Sonnenuntergang und das Licht der goldenen Stunde, das alles in der feuchten Luft einfach traumhaft aussehen ließ.

Traumhafter Sonnenuntergang als Entschädigung für den Regen
Größtenteils wirklich hervorragende Radwege auf unser Ersten Etappe

Ich saß also vorne, Nico hinter mir und Andreas auf dem Fahrrad von Nico.

Mit Nico aus Wien auf dem Tastdem

Vorbei an einem Atomkraftwerk, kleinen Orten und unzähligen Anglern ging es die ersten Kilometer bei durchschnittlichen 17 km/h entspannt entlang.

Schnell stellt sich heraus, dass die Gewichtsverteilung des Hängers alles andere als optimal war, denn bei jeder kleinen Bodenwelle begann er zu hüpfen und zu schlingern, was sich alles andere als gut anfühlte. Also verstauten wir den Technikkoffer erst einmal vorne neben dem Klavier und stellten den anderen Koffer hochkant, damit der Schwerpunkt etwas mehr nach vorne kam und mehr Druck auf das vorderste Rad des Anhängers ausgeübt würde. Leider ist diese Variante überhaupt nicht in unserem Interesse, da die ganze Ästhetik verloren geht und das Verstauen des einen Koffers dadurch auch vollkommen unpraktikabel ist. Morgen denken wir weiter nach, wie wir das Problem lösen, denn nach dem Umräumen war das Fahrgefühl um Welten besser und wir konnten auch mal etwas größere Huckel ohne Probleme überfahren. Ohne das Umbauen währen dann auch ein paar folgende Abschnitte nicht denkbar gewesen.

[ V I D E O ]

Herausforderung pur: In der Nacht durch riesige Pfützen und Huckel mit über 200 kg im Gepäck fahren

Es wurde immer dunkler und bald sahen wir nur noch das, was vor unseren Fahrradlampen war.

Tastdem fahren bei Nacht

Letztendlich haben wir neben guten Gesprächen und schlaglochreichen Abschnitten noch ganze fünfzig Kilometer geschafft. Natürlich wieder mal nicht das, was wir uns vorgenommen hatten, aber dennoch respektabel. Nico erwies sich als schon viel gereister, junger Mann, der schon ein paar Flüsse und so einige tausend Kilometer mit dem Rad zurückgelegt hat. Er war auch einer der ersten, der bei der Beschreibung unseres Projekts meinte: „Das schafft ihr doch locker“ Er hätte in Wien schon einige Umzüge mit dem Lastenrad gefahren und wir würden das rocken. Wir werden ihn hoffentlich noch einmal auf der Tour treffen.

Nico und Andreas schlafen bereits und über das Schreiben ist es bereits 1:45 Uhr geworden und auch mir fallen die Augen zu. Zuletzt haben wir übrigens sogar noch eine Sternschnuppe gesehen, die genau in die zu fahrende Richtung flog. Wenn das mal kein gutes Omen ist für die Reise. Gute Nacht allerseits und schlaft gut, euer Julian.

Bei Nacht durch kleine Ortschaften, ein schöner Anblick!

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