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Vor der Frauenkirche in Dresden

Wir leben noch, keine Angst und es geht immer irgendwie weiter

10. August 2021

Am Morgen des 10.08.21 um 7:35 Uhr: Ich bin extra früh aufgestanden, um euch nicht noch länger im Dunkeln zu lassen, was die Ereignisse seit dem Kettenriss anbelangt. Ich sitze müde, aber gemütlich auf der Couch einer langjährigen Freundin aus Dresden, die uns gestern Abend begeistert empfing und uns und dem Tastdem , warmen Unterschlupf gewährte. Aber das ist ja der gestrige Tag und soll ein anderes Mal erzählt werden. Gefühlt gab es wirklich keinen Platz, die Berichte zu vervollständigen, die ich teilweise sogar auf dem Tandemrücksitz während der Fahrt zu schreiben versuchte.

Bei der Aufarbeitung der letzten Tage – Mit Kaffee geht es leichter

Pressetermine ohne Ende

Mit etwas Verspätung kamen wir um 9:50 Uhr beim ersten Pressetermin des Tages an und machten Fotos vor der beeindruckenden Kulisse Dresdens.

Um 10:20 Uhr gab es ein Radiointerview mit Radio Prag.
Um 11:00 Uhr hatten wir den nächsten Pressetermin vor der Frauenkirche mit der Sächsischen Zeitung und einer sehr sympathischen Journalistin.
Um 11:30 Uhr, gleich im nahtlosen Anschluss gaben wir wieder ein Radiointerview, diesmal mit Radio Dresden.

Vor der Frauenkirche in Dresden

Die Angst fährt mit

Nach ein paar obligatorischen Fotos vor der Frauenkirche aßen wir schnell noch etwas und um 13:00 Uhr ging es dann endlich in Richtung Meißen wieder die Elbe hinunter. Diesmal sehr vorsichtig und mit einem etwas unsicherem Gefühl, da ein Verbindungsstück der Deichsel mit der Kupplung seit heute Morgen ganz schön wackelte. Da wir nicht wussten, wie schlimm das Ganze zu bewerten ist, nahmen wir ab jetzt jeden Berg und jede Kurve noch vorsichtiger als vorher, wodurch wir aber auch noch langsamer voran kamen. Zudem kam auf der Route nach Meißen, die nebenbei gesagt wirklich sehr schön ist und teilweise an Gegenden in Italien erinnert, dass die neue Radgabel des Wagens seit neustem knackende Geräusche von sich gab und anscheinend immer mehr Spiel bekam. Trotzdem genossen wir die Fahrt und viele schöne Ausblicke.

Am Wegesrand von Dresden nach Meißen

Nächstes Ziel ist Meißen

Um 17:00 Uhr kamen wir aber trotzdem pünktlich zu unserem fünften und letzten Pressetermin an diesem Tag an. Wir hatten unser Ziel Meißen gut und unbeschadet erreicht. Wir freuten uns sehr, denn das Schönste des Tages sollte jetzt noch kommen: unsere Begegnung mit dem Singer Songwriter DRIFTWOOD Holly, der gerade zur selben Zeit mit einem selbstgebauten Hausfloß die Elbe hinunter fährt. Vor Wochen schon kamen wir über unsere Aktionen in Kontakt und beschlossen, uns auf alle Fälle auf unseren Wegen zu begegnen und ein Konzert zusammen zu geben.

Konzert mit DRIFTWOOD Holly, an der Elbe mit Blick auf Meißen

Es war Romantik pur! Im Hintergrund die Kulisse der beeindruckenden Meißner Altstadt, im Fluss das liebevoll gestaltete Floß von Holly und davor wir – mit unserem Tastdem. Irgendwie, dachte ich, macht er das total richtig. Völlig ohne Stress und ohne Zeitplan zu reisen, denn: langsam, aber sicher, keimt diese Sehnsucht in Andreas und mir auf, weil wir jetzt merken, dass bei unserem ambitionierten Zeitplan die Freude, Spontanität und Besinnung viel zu kurz kommen und uns wirklich oft fehlen. Es fühlt sich einfach doof an, ein spontanes Konzert für liebe Leute mit der Begründung ausschlagen zu müssen, dass wir ja unseren Zeitplan einzuhalten haben.

Jedenfalls spielte erst Holly zwei Lieder von seinem Boot aus, die uns ausgesprochen gut gefielen und mich emotional total mitnahmen. Nach einer der schönsten Ankündigungen, die wir bisher bekommen haben, fingen wir unser Konzert mit sensibler Stimmung an. Diesmal hatte ich sogar Mühe, die Ballade vom Felix Fliegenbeil zu rezitieren, weil ich mich davon selbst so berühren ließ, dass ich arg mit den Tränen kämpfte, um einigermaßen klar und deutlich die Ballade zu Ende zu erzählen.

Meißen bei Nacht mit dem Boot von Holly und unserem Tastdem

Den Livestream bekamen wir wieder nicht hin, weshalb wir auch ein stetig wachsendes schlechtes Gewissen euch gegenüber haben, aber bitte glaubt mir, es war wunderschön und einmalig. Holly gab ein wenig später noch sein volles Konzert, nachdem das Publikum uns reichlich mit Applaus und CD-Käufen belohnt hatte und endlich konnten wir dann auch einmal nur dasitzen und genießen.

Ach ja, wie Holly zu reisen, ist definitiv die entspanntere Variante

Schlafen durften wir im Garten des Ruderhauses von Meißen und nachdem wir noch von den Verantwortlichen des Vereinshauses zu Speis und Trank eingeladen wurden, schaute sich Holly noch einmal die Problemchen unseres Wagens an. Nachdem er mir versichern konnte, dass wir erst mal keine lebensgefährlichen Probleme bekommen würden, schliefen wir erschöpft und beruhigt ein.

DRIFTWOOD Holly, echt ein verrückter Typ, der seit zweiundzwanzig Jahren im tiefsten Norden von Kanada lebt, sich mit Bären um seine Brombeersträucher streiten muss und im Winter auch Temperaturen von minus fünfzig Grad erlebt. Dabei entstehen aber herzerwärmende Texte und Lieder, teils auf deutsch, teils in englisch. Sehr zu empfehlen – mich jedenfalls hat er emotional total getroffen mit seiner Musik.


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