You are currently viewing Guten Morgen allerseits und was uns alles weh tut
Der Marktplatz in Lutherstadt Wittenberg

Guten Morgen allerseits und was uns alles weh tut

13. August 2021

08:00 Uhr: Aua!!! Mein ganzer Körper schreit nach einer Yogastunde und danach, sich mal einen Tag ausruhen zu dürfen. Ich sitze noch auf der Bettkannte und kämpfe damit, meine geschwollenen Augen aufzubekommen, denn trotz Strohhut haben unsere Gesichter ganz schön viel Sonne abbekommen in den letzten Tagen. Da war uns der warme Sommerregen fast schon lieber.

Andreas hatte ungefähr um vier Uhr morgens einsetzende Muskelkrämpfe in den Beinen und ist jetzt gerade torkelnd unter die Dusch gestolpert. Ich habe Mühe, beim Schreiben den Kopf zu heben, da sich mein Nacken wie ein Scheit Holz anfühlt, die Handgelenke schmerzen und selbst die Oberarmmuskulatur hat einen Kater, von den Waden und Oberschenkeln mal ganz abgesehen. Die Füße sind gereizt, die Achillessehnen überstrapaziert und wir trinken jetzt erst einmal einen Kaffee. Mmmh, aufstehen… so habe ich mich nicht einmal nach einem Marathon gefühlt. Ach, es tut echt mal gut zu jammern, aber keine Angst, wir ziehen das durch.


Wir sind beim planen des Tages

Ein fürstliches Frühstück in Lutherstadt Wittenberg bei Sandra, die uns, für eine Nacht, bei sich aufgenommen hat.

10:30 Uhr: Es geht uns schon besser, nur die Wärme da draußen macht uns etwas Sorgen und wir denken gerade schon über eine Nachtfahrt nach. Wir haben gerade fürstlich gespeist und frisch gemachten Kisch zum Frühstück gegessen, haben frisch gewaschene Wäsche, kalt geduscht und sind körperlich abfahrbereit. Mental noch nicht ganz 😉

Gleich geht es weiter, bei strahlend blauem Himmel. Wir sehnen uns nach Wolken.

Gerade hat uns noch RTL angerufen, die am Sonntag mit uns einen Beitrag für „Guten Morgen Deutschland“ filmen möchten. Ach, ist das alles spannend und schon wieder ein Termin, den wir erreichen müssen. Leute, gebt uns Rückenwind!


Noch ein kleiner Stadtbesuch in Wittenberg

Da die Leute mit den alten Fahrrädern gestern davon sprachen, dass sie heute am Markt unter anderem auch alte Sättel anbieten, wollten wir die Chance nutzen, unsere „Folterinstrumente“ einzutauschen. Leider fanden wir niemanden und machten noch ein Spiegelfoto vor einer riesigen, glänzenden Kugel, was ich gestern eigentlich schon vor hatte.

Der Marktplatz in Lutherstadt Wittenberg

Jetzt hieß es gut überlegen, auf welcher Seite der Elbe wir am besten vorankommen würden. Durch Gespräche mit anderen Fahrradreisenden vor der Schlosskirche bekamen wir noch einige Tipps, wie wir auf der nächsten Etappe extreme Steigungen von elf Prozent umfahren können.

Das Wahrzeichen der Lutherstadt in Sicht

14:40 Uhr: Auf der Fähre in Coswig

Hey, wir haben es schon bis Coswig geschafft und setzen gerade mit der Fähre über, die wir sogar kostenlos befahren durften. Beziehungsweise sollten wir erst die Hälfte bezahlen, aber als wir dann auf der Fähre gespielt hatten, gab uns der Fährmann mehr als das Doppelte in den Hut. Wie cool ist denn so ein Erlebnis!

Wir setzen auf der Fähre in Coswig über und spielten auch ein Ständchen

Nachdem uns geholfen wurde, das Klavier von der Fähre zu bekommen, fuhren wir mit immer höherem Tempo gen Dessau. Wir sollten eigentlich um 16:00 Uhr ankommen, da dort der Pressesprecher der Stadt, jemand vom Kulturamt und noch einige Gäste, auf uns warten wollten. Wir konnten von Glück sagen, dass die Radwege so gut befahrbar waren, dass uns nur ab und zu mal kleine Bordsteinkanten etwas ausbremsten. Noch vor einem Jahr, wurde uns erzählt, musste man beispielsweise eine kilometerlange Kopfsteinpflasterstraße von der Fähre nach Wörlitz befahren. Dafür hätten wir Stunden gebraucht, da der Anhänger bei solchen Abschnitten extrem ins Holpern kommt. So war die Strecke in Windeseile zurückgelegt.

Gut ausgebauter Radweg neben einer historischen Kopfsteinpflasterstraße nach Wörlitz

Kurzer Abstecher zum Wörlitzer Park

Wir lagen relativ gut in der Zeit und erlaubten uns noch kurz, auf ein Eis und ein Ständchen vor dem Eingang des Wörlitzer Parks zu halten. Eine Durchfahrtgenehmigung wurde uns leider verwehrt. Aber wie das mit uns so oft ist, kam in diesem Moment „die Institution hier in Wörlitz“, wie sie sich lachend vorstellte. Eine sympathische Frau, die hier viele kreative Führungen gibt. Das heißt, demnächst werden wir auch im Wörlitzer Park spielen können!

Auf ein Eis vorm Wörlitzer Park

Von Wörlitz nach Dessau

Weiter ging es mit zunehmendem Zeitdruck und steigenden Temperaturen. Erstaunlicher Weise spielten unsere Muskeln besser mit als gestern, immerhin war die Gesamtstrecke trotzdem über vierzig Kilometer lang. Wirklich, wirklich schade, dass wir es so eilig hatten, denn der Fahrradweg von Wörlitz nach Dessau ist wirklich ein Kleinod und mit seinen endlosen Elbwiesen und dem verschlungenen Verlauf eine der schönsten Strecken bisher, die wir befahren haben. Wirklich nur zu empfehlen. Wir traten ordentlich in die Pedale und waren trotzdem schon eine halbe Stunde zu spät. Sobald wir an der Straße entlangfuhren, hupten und winkten immer wieder Autofahrer und hielten ihre Daumen hoch und riefen: „ Ihr seid doch die…“, „ viel Glück noch…“


Mein Kreislauf und sofortige Hilfe

Dann, bei der letzten Brücke gaben wir noch mal alles und ich strengte mich besonders an, da Andreas eben sagte, dass er kurz vor der Kotzgrenze steht. Das hatte am Zenit der Brücke für mich die Folge, das sich mein Kreislauf erst mal verabschiedete und ich mich erst mal setzen musste. Sofort hielt ein Wagen neben uns mit zwei Frauen, die offensichtlich gerade vom Einkaufen kamen. Sofort gaben sie uns Wasserflaschen und eine Cola und freuten sich sehr, uns helfen zu können. Sie hatten wiederum von DRIFTWOOD Holly von unserer Aktion gehört. Wir konnten für sie auch etwas Gutes tun, da ihr CD-Fach im Auto jetzt endlich einen Sinn hat.

Unsere rettenden Engel in der kleinen Not, mitten auf einer Brücke

Da kam schon der Stadtmarketingleiter an, um uns mit dem Fahrrad entgegenzufahren und uns den Weg zu zeigen. Wenig später wurden wir von klatschenden Menschen herzlich empfangen, die alle über eine halbe Stunde geduldig auf uns gewartet hatten. Wow! Wir gaben unser tägliches Konzert, vergaßen aber mal wieder den Livestream, weil wir nicht mehr recht beisammen waren. Ein anliegendes Café brachte uns gleich zwei eiskalte Cocktails. Dummerweise waren die mit Alkohol, was ich aber erst recht merkte, als das Getränk schon leer war und die Wirkung einsetzte. Das große Gläschen Obstbrand tauschten wir dann gegen eine kalte Cola ein. Scheinbar hatten sie von der Gastlichkeit der Tschechen gehört und wollten dem in nichts nachstehen. Es war wirklich schön – einige kauften sogar unser neues Doppelalbum und eine alte Frau warf aus dem Neubaublock einen Zehn-Euroschein mit Klammern runter.


Konzert mit gefährlichen Getränken und Geld, das die Leute aus Fenstern schmeißen in Dessau

Aus einem Hochhaus in Dessau wird uns Geld aus dem Fenster zugeworfen

Glück muss man haben!

Nach einem Großeinkauf wollten wir heute noch nach Aken fahren. Auf dem Weg durch Dessau kamen wir überraschender Weise sogar am Bauhaus vorbei, vor dem ein Foto natürlich ein Muss ist.

In Dessau vor dem BAUHAUS
Interessante architektonische Garage in Dessau

Wenig später radelten wir an einem indischen Restaurant vorbei, das von außen eher den Anschein machte, als wäre es auch in Indien. Das Essen war wider Erwarten aber hervorragend. Der Himmel zog sich derweil immer mehr zu und vereinzelt kamen schon Tropfen vom Himmel. Wir machten alles wetterfest und freuten uns nach diesem heißen Tag irgendwie sogar auf die Abkühlung. Am Nachbartisch saß ein sehr sympathisches Paar, mit dem wir uns unterhielten. Sie erklärten uns noch die einfachste Route nach Aken, als dann die Wolken ihr Tore endgültig aufstießen. Ihre sofortige Einladung, bei ihnen zu übernachten, nahmen wir dankend an und fuhren durch den warmen Sommerregen schon in der Dunkelheit. Wenigstens waren jetzt keine Mücken mehr da, die hier zum Abend wie eine Plage über einen herfallen.

Die Garage von Kirstin und Frank wird für das Tastdem freigemacht

Zu Hause von Kirstin und Frank wurde sogar die Garage für unser Tastdem freigemacht und wir hatten noch einen tollen Abend mit angeregten Gesprächen, bevor wir erledigt in ein warmes, weiches Bett fallen durften. Das ist Glück im Leben!


Hier geht´s zum nächsten Eintrag: Von Dessau bis Schönebeck und Sascha als Begleitung

Zurück zur TASTDEM-Tour Übersicht